Mittlerweile habe ich sehr viel Therapieerfahrung. Ich bin viele Irrwege gegangen. Das Vertrauen in Ärzte und kassenzugelassene Therapieverfahren wurde im Laufe der Jahre immer weniger. Irgendwann habe ich damit begonnen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Ich habe viel gelesen und im Internet recherchiert. Dabei habe ich Informationen gefunden, die mein Leben grundlegend und positiv verändert haben.

 

Die wichtigste Erkenntnis:

Ich habe ein Entwicklungstrauma und das eigentliche Problem liegt nicht im Kopf, sondern im Körper.

Entwicklungstrauma

Entwicklungstrauma – der Begriff ist mir trotz jahrelanger Therapie nicht begegnet. Erst als ich mich damit beschäftigte, habe ich erstmalig verstanden, was mein eigentliches Problem ist. Das war mein persönlicher Wendepunkt.

 

Als Einstieg in das Thema Entwicklungstrauma kann ich Dir dieses Video von Dami Charf empfehlen:

Nachdem ich mich über das Thema informiert hatte, war ich mir sehr sicher, ich habe ein Entwicklungstrauma bzw. Bindungstrauma.

 

Die beschriebenen Symptome sind mir alle sehr vertraut:

  • Gefühl von Hilflosigkeit und Verloren sein
  • Alleinsein in der Welt
  • ‚Mit mir stimmt irgendwas nicht‘
  • sozialer Rückzug und das Gefühl innerlich gestorben zu sein
  • Dissoziation

 

Wenn die Ursache im autonomen Nervensystem liegt, dann ist es auch logisch, dass meine bisherigen Therapien erfolglos blieben. Diese setzten einfach an der falschen Stelle an. Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, desto besser habe ich mich gefühlt. Endlich gab es eine Erklärung und vor allem die Aussicht auf Therapien, die mir wirklich helfen werden.
Und die Therapien haben mir geholfen. Näheres dazu habe ich im Abschnitt Heilung aufgeführt.

 

Sehr interessant im Zusammenhang mit Entwicklungstrauma ist die Polyvagal-Theorie von Stephen W. Porges. Diese Theorie ist recht neu und noch wenig verbreitet. Nach seiner Ansicht ist ein Mensch nur in der Lage sozial zu interagieren, wenn sein Nervensystem die Umgebungssituation als sicher einschätzt. Bei traumatisierten Menschen wird aufgrund des desregulierten Nervensystems die Situation meist als unsicher eingeschätzt. Eine schöne Beschreibung der Polyvagal-Theorie findest Du hier.

Was hat mich traumatisiert?

Irgendwann kamen natürlich Gedanken wie:

 

‚Warum Trauma? Mir hat doch niemand etwas getan? Ich kann mich nicht an traumatische Situationen erinnern. Meine Eltern haben mich geliebt.‘ 

 

Aber irgendetwas muss traumatisch gewesen sein, denn sonst hätte ich nicht die klassischen Traumafolgesymptome. Meine Mutter erzählte mir von einer sehr problematischen Schwangerschaft. Sie hatte vorher mehrere Fehlgeburten und sie war in der Schwangerschaft voller Angst davor, dass wieder etwas schief geht. Sie musste lange Zeit liegen und hat über einen längeren Zeitraum starke Beruhigungsmedikamente bekommen. Auch die Geburt hat sie als traumatisch beschrieben. Nach der Geburt wurde ich, wie damals üblich, lange Zeit von der Mutter getrennt und nicht gestillt.

 

Die Ursachen für Entwicklungstrauma sind vielfältig. Es ist wahrscheinlich in den wenigsten Fällen physische Gewalt. Babys sind hilflos und auf ihre Eltern angewiesen. Alles was die Beziehung und den Körperkontakt zu den Eltern stört, ist potentiell traumatisch, z.B. Brutkasten, Krankenhausaufenthalte, nicht genügend Bindung zur Mutter usw.

 

Die genaue Ursache für mein Trauma werde ich wahrscheinlich nie herausfinden. Sehr wahrscheinlich ist es eine Kombination aus vielen Sachen. Vielleicht hat die komplizierte Schwangerschaft und die Geburt ja schon ausgereicht. Am Ende ist dieses Wissen auch unbedeutend, wichtig ist nur die Erkenntnis: ‚Ich habe ein Entwicklungstrauma und es kann geheilt werden.‘